Bildnis des Bischofs Johann Bernhard Brinkmann Bildnis des Bischofs Johann Bernhard Brinkmann

Bischof Johann Bernhard Brinkmann

Geschichte

Die Entstehung und Entwicklung der Brüdergemeinschaft der Canisianer

Die Anfänge

Im Jahr 1854 gründete Bischof Johann Georg Müller (1847-1870) in Kevelaer die "Weltpriester-Congregation zu Cevelaer unter dem Titel der schmerzhaften Gottesmutter". Mitinitiator der Gründung und erster Präses der neuen Kongregation war der spätere Bischof von Münster Johann Bernhard Brinkmann (1870-1889). Er war auch der Verfasser der ersten Regel der Kongregation. - Schon früh nahm die Kongregation auch Lehrer und Laienbrüder auf, die zunächst Dienste im Priesterhaus in Kevelaer übernahmen.

Priesterhaus Kevelaer

1857 wird Johann Bernhard Brinkmann vom Bischof von Münster beauftragt, auf dem ehemaligen Rittergut Haus Hall bei Gescher eine Erziehungseinrichtung für Jungen einzurichten, die aus prekären sozialen Verhältnissen kamen. Brüder der noch jungen Kongregation übernahmen die Betreuung dieser Jungen. 1860 sind Kongregations-Priester und Brüder in Kevelaer, Geldern, Capellen, Haus Hall und Münster tätig.

Wachstum, Entwicklung und Schatten

1865 ist die Zahl der Brüder so stark angewachsen, dass der Bischof sich entschließt, für sie ein eigenes Statut zu entwerfen und eine Kongregation zu begründen, die der Weltpriester-Kongregation angeschlossen ist.

Obwohl der Bischof sich immer wieder für die Weltpriester-Kongregation zu Kevelaer eingesetzt hatte, löste sich diese in den Wirren des Kulturkampfes im Jahr 1873 auf. Das "segensreiche und hochwichtige Institut der Brüder der christlichen Liebe" aber blieb bestehen. Auch die Strukturen blieben unverändert: Der jeweilige Direktor oder Pfarrer des Hauses, in denen Brüder tätig waren, blieb weiterhin der örtliche Obere. Direktor der Kongregation war ein vom Bischof von Münster ernannter Geistlicher.

Mit fortschreitender Industrialisierung stieg der Zahl der Kinder, die oft genug sich selbst überlassen war, und weitere "Erziehungsanstalten für Knaben" wurden gegründet: 1899 das Martini-Stift bei Appelhülsen und 1902 das St. Josefshaus bei Wettringen. Auch diese Einrichtungen wurden den Brüdern zur Betreuung zugewiesen. 1913 schickte Haus Hall sechs Brüder ins Börgermoor bei Papenburg, um Aufbauhilfe zu leisten bei der Errichtung der Johannesburg, einer „Führsorgeerziehungsanstalt für schulentlassene Zöglinge“, die im Jahr darauf von den Herz-Jesu-Missionaren übernommen wurde.

Haus Hall in Gescher

Die bisherigen Erziehungsstile in den sogenannten „Fürsorgeheimen“ veränderten sich nach dem Krieg massiv und entwickelten sich von „Fürsorgeheimen“ oder „Erziehungsanstalten“ zu dem, was heute Jugendhilfeeinrichtungen sind. Den damit verbundenen sozialpädagogischen Anforderungsprofilen waren viele Brüder nicht mehr gewachsen, so dass sich die Brüdergemeinschaft aus diesen Einrichtungen nach und nach zurückgezogen hat.

Mit diesen „Erziehungs-“ oder „Fürsorgeanstalten“ wurde zwar versucht, eine Antwort auf soziale Missstände der damaligen Zeit zu geben, aber diese Zeit gehört auch zu den dunklen Kapiteln der Brüdergemeinschaft. Körperliche und psychische Gewalt waren in Einrichtungen dieser Art weit verbreitet und haben vielfach Narben bei den davon betroffenen jungen Menschen hinterlassen. Dass körperliche Züchtigung zu den gängigen gesellschaftlichen Erziehungsmethoden gehörte, entschuldigt deren Anwendung in keiner Weise.

Auch Fälle sexualisierter Gewalt und sexuellen Missbrauchs stammen vorrangig aus dieser und der späteren Zeit, in der Brüder als Erzieher in Internaten tägig gewesen sind. Seit 2010 dieses Thema bundesweit in den Orden und Bistümern öffentlich geworden ist, sind auch in der Brüdergemeinschaft verschiedene Fälle ans Licht gekommen, mit denen von den verschiedenen Verantwortlichen damals zum Schaden der Betroffenen unangemessen umgegangen wurde.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Brüder der Brüdergemeinschaft in dieser Zeit ihre Fürsorgeverantwortung missbraucht und sich an Kindern und Jugendlichen schuldig gemacht haben.

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Herz-Jesu-Kloster

Herz-Jesu-Kloster in Vreden

Aufgrund der Erweiterung der Kongregation nach dem Ersten Weltkrieg war die Errichtung eines neuen Novizenhauses erforderlich. Und so wurde 1928 in Ellewick bei Vreden das Herz-Jesu-Kloster erbaut und ein Jahr später vom Bischof eingeweiht. Bisher hatten sich die Novizen in "Haus Hall" auf ihren Ordensberuf vorbereitet. Nun erhielten sie ihre Ausbildung im Herz-Jesu-Kloster, wo auch die alljährlichen Exerzitien für die gesamte Kongregation stattfanden.

"Geeignete Kräfte" in heutiger Zeit

Nach dem Krieg erfuhr die Brüdergemeinschaft eine starke Reform durch Bischof Dr. Michael Keller. 1951 gab dieser den Brüdern der christlichen Liebe eine neue Satzung. Dadurch erhielt die Gemeinschaft ihre Selbständigkeit. Sie nannte sich jetzt „Genossenschaft der Brüder des hl. Petrus Canisius vom christlichen Apostulat“, genannt „Canisianer“. Erster Generaloberer wurde Bruder Felix Rohde.

Im Zuge dieser Erneuerung übernahmen die Brüder nun in noch weit größerem Maße Dienste in der Gemeindesozialarbeit und -seelsorge. Bischof Keller schrieb entsprechend im Vorwort der neuen Satzung: „In Euch Canisianern erblicke ich die geeigneten Kräfte für so manche Aufgabe des Laienapostulates und der Seelsorgehilfe, wie sie die heutigen Verhältnisse mit sich bringen.“

Das Canisiushaus in Münster

Um für die durch Bischof Keller angestoßene Neuausrichtung den Aufgaben besser nachzukommen, sollte ein neues Noviziatshaus in Münster gegründet werden, was auch neue Formen des gemeinsamen Lebens zuließ. Dazu erwarb das Bistum 1953 das heutige Grundstück mit einem Landhaus am Stadtrand von Münster. Im Frühjahr 1954 zogen die ersten Brüder hier ein. Die neue Ausrichtung und guten Vernetzungsmöglichkeiten in der Bischofsstadt ließen die Gemeinschaft wieder anwachsen und das Haus wurde nach und nach erweitert. Das Canisiushaus entwickelte sich zum neuen Zentrum der Brüdergemeinschaft, so dass 1965 auch die Leitung der Gemeinschaft vom Herz-Jesu-Kloster in Vreden nach Münster verlegt wurde.

Zu dieser Neuausrichtung gehörte wesentlich, dass die Brüder nach einer spirituellen und theologischen Grundbildung im Noviziat für die Aufgaben in pädagogischen, sozialen und pastoralen Aufgabenfeldern ausgebildet wurden.

Die Brüdergemeinschaft heute

Nach wie vor ist das Canisiushaus das Zentrum der Brüdergemeinschaft. Neben dem Sitz der Leitung und der Ausbildung ist das Haus mit seinem parkähnlichen Gelände ein Wohnort für die Brüder im Ruhestand. Darüber hinaus werden Gäste beherbergt, die sich einige Tage einfach zurückziehen wollen. Auch kleine Gruppen können die Räumlichkeiten für Tagesveranstaltungen buchen. Für viele Menschen ist die Kapelle des Hauses ein wichtiger Gottesdienstort geworden.

Aber das Leben der Brüdergemeinschaft spielt sich nicht nur im Canisiushaus ab. In Niederlassungen (Konvente) in Kevelaer, Recklinghausen, Vreden, Hildesheim und in Münsters Stadtmitte leben die Brüder zusammen, arbeiten vor allem in sozialen und pastoralen Aufgabenfeldern und versuchen auf diese Weise das Evangelium mitten unter den Menschen zu bezeugen.