Zur Adventszeit ein Liedgedanke
O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für. (Jesaias 64,1)
Das Lied entstand 1622, mitten im 30 jährigen Krieg. Geschrieben hat es der Jesuit Priester und Dichter Friedrich Spee von Langenfeld. In Deutschland wütete die Pest. Bald starb ein Drittel der Einwohner und 2/3 der Ernten wurde vernichtet. Pater von Spee lebte mit den Armen pflegte sie und suchte Trost zu spenden, auch mit seinen Liedern.Der Seelsorger sieht die Menschen herumirren, hört das Stöhnen der Gefolterten, kümmert sich um die, die als Hexen aufgegriffen und Verurteilt werden sollten, wurde ihr Beichtvater und begleitete sie zum Scheiterhaufen. Er starb 14 Jahre später an den Folgen der Pest.
„Heiland, reiß die Himmel auf - mach dem Spuk ein Ende“, ruft er betend aus. „Verbirg dich nicht hinter abweisenden Türen und Toren.“ Und weiter klagt von Spee: „Schlösser und Riegel, die das Himmelstor versperren, von Menschen gemacht. Sie haben Gott eingeschlossen in Lehrformeln, Gesetzen und Verordnungen.“
Oh, Gott ein Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ‘ .Ihr Wolken,brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus. (Jesaias 45,8)
Von Spee ruft nach dem kraftvoller Retter, dem Menschensohn, der im jüngsten Gericht Gottes Gerechtigkeit endlich durchsetzen wird. Er betet gegen dieses alltägliche Unheil und Elend der Menschen an. Er vertraut auf Gott. Die Menschen, ausgedorrt und seelisch ausgebrannt, brauchen Erquickung. Die Wolken sollen aufbrechen und Wasserfluten ausschütten, um Not und Ungerechtigkeit weg zu spülen.
O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd‘, dass Berg und Tal grün alles werd‘. O Erd‘ herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring. (Jesias 11,1)
Die Erde kann aufatmen und nach der Dürre und Todesstarre wieder Leben hervorbringen: die trocken geglaubte Wurzel Jesse kann ein Reis ausschlagen. „Gott, benutze noch einmal deine Erde,“ so das Stoßgebet des Seelsorgers, „bring den hervor, der alles heil macht.“
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst‘ uns hier im Jammertal.
„Wo bist du Gott, du Ferner, du Tröster, du einzig Hoffnung, Schau doch auf unser Elend. Wirst du uns noch einmal beleben?“ ruft Pater Spee aus, „du Gott, der mit uns geht.“
O klare Sonn, du schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern; o Sonn, geh auf ohn‘ deinen Schein in Finsternis wir alle sein.
Pater Spee bezieht sich hier auf Gottes Zusage nach Jesias „Die Finsternis ist nicht finster für dich, die Nacht wird hell wie der Tag.“ Von Spee ist innerlich zerrissen von der unfassbaren Not, die ihn umgibt. Tief betroffen setzt er auf den Herrn. Er bittet und beschwört, er bekennt seinen Glauben und ringt mit dem Zweifel. So ruft er aus:
Hier leiden wir die größte Not, vor Augen steht der ewig Tod. Ach komm, führ uns mit starker Hand vom Elend zu dem Vaterland.
Von tiefer Gottesliebe erfüllt ruft er aus:
Da wollen wir all danken dir, unserm Erlöser, für und für; da wollen wir all loben dich zu aller Zeit und ewiglich.“